Digital first, Planet second

Von Jürgen Merks
Datum: 13.02.2019, Kontext Wochenzeitung Ausgabe 411
5G-Ausbau, Smart City, Industrie 4.0 – das sind die Versprechen für eine glorreiche Zukunft. Der ökologische Fußabdruck der Digitalisierung allerdings treibt umweltbesorgten Menschen die Schweißperlen auf die Stirn.

Die Folgen der industriellen Produktion, des Wachstumswahns und des Hyperkonsums lassen Meeresspiegel ansteigen, verknappen das Wasser, trocknen Äcker und rotten Arten aus und entziehen der Existenz der Menschheit die Grundlage. Die Konzentration der Treibhausgase Kohlendioxid, Methan und Distickstoffoxid in der Atmosphäre hatte 2017 einen Rekordanstieg. Um diesen Anstieg zu stoppen, sind auch die Städte gefordert.

Die Smart City, die komplett vernetzte Stadt, wird als Teil der Lösung präsentiert. Sie sei der Schritt zur intelligenten, ökologischen Stadt. Weil man in ihr Daten von allen Vorgängen habe, könne man in allen Bereichen nachhaltig planen, vor allem Rohstoffe und Energie einsparen.

Die nüchterne Analyse der ökologischen Folgen ergibt allerdings: Die Smart City wird zum Teil des Problems. Millionen neuer Geräte werden gebraucht, um der Industrie 4.0, der Smart City, dem Smart Home, der Smart School oder dem autonomen Fahren den Weg zu ebnen. Und die Aussicht auf Wirtschaftswachstum verstellt wie so oft den Blick auf die notwendige Technikfolgenabschätzung.

Fundierte Einwände gegen die Folgen der Digitalisierung, etwa gesundheitliche Risiken, eine autoritäre, die Totalüberwachung möglich machende Technik und letztlich ein unverantwortbarer zusätzlicher Energie- und Rohstoffverbrauch, werden eher als Randnotiz denn als Gefahr wahrgenommen. Die zukünftige smarte Lebensführung wird als revolutionär angepriesen, die nackten Verbrauchsparameter allerdings treiben jedem umweltbesorgten Menschen die Schweißperlen auf die Stirn….

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